Anja Bereiter und Karl Hardegger spielten ausdrucks- und gefühlvoll, das Konzert war das Ergebnis jahrelangen Zusammenspiels. Auch in Zukunft kann von ihnen viel erwartet werden.
Theodor Looser
Rheineck. Am vergangenen Mittwochabend spielten Anja Bereiter (Violine) und Karl Hardegger (Orgel) in der evangelischen Kirche ein von der «Rheintalischen Gesellschaft für Musik und Literatur» (RGML) organisiertes Konzert. Auf dem Programm standen Werke aus dem Barock und der Romantik.
Eingespieltes Musik-Duo
Jedes Jahr im Januar veranstaltet die RGML in der sogenannten Reihe «Orgel-Plus» einen Duo-Abend.
Ein Organist oder eine Organistin spielt mit einer Flötistin, einem Oboisten oder einem sonstigen Instrumentalisten ein Konzert. Der Organist Karl Hardegger aus Gams und die Violinistin Anja Bereiter aus Sargans spielen seit vielen Jahren sporadisch zusammen, manchmal als Duo, aber auch in anderen Besetzungen. Anja Bereiter spielte auch als Geigerin in von Karl Hardegger dirigierten Orchestern, zum Beispiel vor Jahren bei der grossartigen Aufführung des «Elias» in Au und Pfäfers.
Auch für die Zukunft sind Pläne vorhanden. Karl Hardegger möchte die «Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi mit Anja Bereiter als Solistin aufführen.
Seele und Herz berührt
Meinrad Vögele begrüsste im Namen der RGML das Publikum und stellte das Programm vor. Die gemeinsam gespielten Stücke wurden am Anfang und am Schluss von zwei Solostücken der Orgel eingerahmt, und auch in der Mitte des Programms stand ein Werk für Orgel solo.
Mit dem umfangreichen «Präludium, Fuge und Ciacona» von Dietrich Buxtehude eröffnete der Organist das Konzert. Für die gemeinsam gespielten Stücke hatten die beiden Musiker Werke ausgewählt, die direkt ins Herz gingen, die dem Publikum wirklich gefielen. Bei Albinoni und Gluck, Wieniawski und Paganini konnte man sich richtig entspannen, die romantischen Melodien spüren und geniessen.
Beim lauten und vibrierenden Forte konnte man sogar eine Gänsehaut bekommen, und besonders ausdrucksvoll waren immer wieder die Piano-Stellen, die in der hervorragenden Akustik der Kirche so leicht, so durchsichtig und zart klangen.
Unter den zahlreichen Zuhörern sass auch der Geigenbauer Christopher Luethi aus Sevelen.
Auf einem seiner wertvollen Instrumente spielte Anja Bereiter, die nach eigener Aussage sehr dankbar ist, auf dieser wunderschönen Geige spielen zu dürfen. Mit der bekannten «Suite gothique» von Léon Boellmann, geschrieben für die Orgel in der Kathedrale «Notre Dame» in Paris, und einer mit rauschendem Applaus geforderten Zugabe beider Künstler endete der erfolgreiche Duo-Abend glanzvoll.
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/rheintal/musik-ging-unter-die-haut-ld.232643
ANJA BEREITER, TALENTFÖRDERIN UND VIOLIN-VIRTUOSIN
Zwischen 25 und 60 Konzerte - von Rorschach über Rimini bis London oder Paris - gibt Anja Bereiter pro Jahr. Am liebsten tritt die virtuose Musiklehrerin und Talentförderin gemeinsam mit der von ihr gegründeten Gruppe «die kleinen Virtuosen» auf.
Sie ist so etwas wie eine weibliche Mischung aus André Rieu und David Garrett. Wer sie einmal gesehen hat, weiss, dass Anja Bereiter die Bühne und emotionale Shows liebt. Egal, ob im Forum Würth, am Biedermeierfestival in Heiden, im Waaghaussaal in St.Gallen oder im KKL Luzern: Ihre Konzerte berühren die ZuhörerInnen und gehen unter die Haut. Speziell dann natürlich, wenn sie in Begleitung ihrer Kinder- und Jugendlichen-Gruppe «Die kleinen Virtuosen» unterwegs ist.
Anja Bereiter wuchs in Kaliningrad (ehemaliges Königsberg) und Moskau auf. Bereits als Achtjährige wusste sie, dass sie Geigenlehrerin werden wollte. Inspiriert dazu hatte sie ihre damalige Geigen-Lehrerin Irina, die sie bis heute bewundert und mit der zusammen sie auch jetzt ab und zu noch Konzerte gibt. «Sie war eine wundervolle und sehr motivierende Lehrerin, der ich bis heute dankbar bin» sagt Bereiter. Dank ihr besuchte sie sieben Jahre lang die Musikschule in ihrem Heimatort Kaliningrad, die sie 1995 mit Auszeichnung abschloss. Es folgten zahlreiche weitere Ausbildungen, wie Violinstunden beim Solisten des berühmten Bolschoi-Theaters in Moskau oder ein Studium an der Hochschule für Musik am Bolschoi-Theater.
Von Moskau nach Rorschach.
Heute lebt Anja Bereiter in Rorschach. In die Schweiz kam sie im Rahmen eines juristischen Praktikums, da sie sich zusätzlich zur Musikerin auch noch als Juristin ausbilden liess. Hier lernte sie dann auch ihren heutigen Ehemann kennen. Ihre wahre Berufung aber war und ist die Musik und so absolvierte sie kurzentschlossen noch weitere Studien in Feldkirch und am Konservatorium in Zürich, wo sie die musikpädagogische Prüfung mit Auszeichnung bestand.
«Mutter» der «Kleinen Virtuosen»
Seit über zehn Jahren unterrichtet sie an verschiedenen Musikschulen, unter anderem auch an der Musikschule in Heiden. Dabei erkannte sie sehr schnell die Talente ihrer SchülerInnen und es lag ihr immer sehr am Herzen, diese noch gezielter zu fördern und die jungen MusikerInnen zu motivieren. So kam es, dass sie – relativ spontan – mit einer Gruppe von SchülerInnen die «Kleinen Virtuosen» gründete. Mit ihren Schützlingen, deren Repertoire crossover von klassischer Musik über Country bis zur Popmusik reicht, gab sie bereits zahlreiche Konzerte im In- und Ausland. «Die Auftritte motivieren die Jugendlichen ungemein und es ist wichtig, dass sie vor einem Publikum auftreten können», findet Anja Bereiter. Mit ihnen trat sie auch schon im Fernsehen auf oder am Eröffnungskonzert zum «SlowUp Bodensee» sowie als viel bewunderte Strassenmusikanten in Zürich. Der nächste grosse öffentliche Auftritt wird im September am Biedermeierkonzert in Heiden sein, wo die «Kleinen Virtuosen« bereits zum vierten Mal konzertieren.
Astrid Nakhostin